Innovationsregion für digitale Transformation von Pflege und Gesundheitsversorgung (TPG)
Im Zuge des demografischen Wandels steigt die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland, während die Zahl der Pflegekräfte sinkt. Besonders in Sachsen-Anhalt, wo der Anteil der über 65-Jährigen bis zu 32 Prozent beträgt, stellt diese Entwicklung eine große Herausforderung für die Pflege- und Gesundheitsversorgung dar. Um diesem Trend zu begegnen und entgegenzuwirken fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit 2024 den Aufbau der „Innovationsregion für digitale Transformation von Pflege und Gesundheit“ (TPG) im südlichen Sachsen-Anhalt. Diese Maßnahme ist Teil des Strukturstärkungsgesetzes für Kohleregionen und unterstützt nicht nur den Wandel des mitteldeutschen Kohlereviers, sondern trägt auch zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung bei. Durch ein umfassendes Digitalisierungspaket werden die Pflegekräfte entlastet und die gesamte Versorgungskette optimiert.
Die Digitalisierung kann hierbei entscheidend unterstützen: Sie fördert nicht nur die Teilhabe und Selbstbestimmung im Alter, sondern ermöglicht auch die Entlastung von Pflegekräften und pflegenden Angehörigen. Die "Innovationsregion für digitale Transformation von Pflege und Gesundheit" (TPG) setzt genau hier an. Durch menschenzentrierte digitale Lösungen sollen die Pflegebedürftigkeit verringert und innovative Ansätze für eine nachhaltige Gesundheitsversorgung entwickelt werden.
Beteiligte Regionen und deren Kernthemen
Im Rahmen der TPG etablieren Expertinnen und Experten aus
- Wissenschaft (Pflege und Medizin, Technologie und Ökonomie),
- Wirtschaft (Unternehmen der industriellen und versorgenden Gesundheitswirtschaft) und
- Gesellschaft
unter der Leitung der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ein interdisziplinäres Innovationsökosystem.
Innovationsförderung
Die TPG bahnt kontinuierlich neue Forschungs- und Entwicklungsprojekte an. Regionale Innovationsmanager unterstützen Förderinteressierte bei sämtlichen Prozessschritten: Von der Ideengenerierung über die Konzepterstellung bis hin zur Antragsstellung und Projektbegleitung.
Während der fünfjährigen Laufzeit der TPG sollen etwa 85 Projekte gefördert werden. Alle Projektteams entwickeln digitale, sensorische und physische Unterstützungssysteme entlang der gesamten Versorgungskette. Handlungsleitend für ihre Aktivitäten sind folgende Forschungsfelder:
- Erhalt von Autonomie und Prävention von Pflegebedürftigkeit
- Intersektorale Versorgungsmodelle
- Teilhabeförderung und Automatisierung
- KI-unterstützte Entscheidungshilfen
- Digital-Health-Education
Das Netzwerk
Um den Innovationstransfer aus den Forschungsprojekten optimal zu fördern und den Strukturwandel positiv zu beeinflussen, etabliert die TPG ein innovationsförderndes Netzwerk mit einer starken Kooperationskultur. Dieses Netzwerk bringt regionale Akteure aus der Gesundheitsversorgung, IT- und Kreativwirtschaft, Universitäten, Forschungseinrichtungen sowie Seniorenvereine, Selbsthilfegruppen und kommunale Einrichtungen zusammen.
Zusätzlich unterstützen fünf neu geschaffene Innovationsbüros in Süd-Sachsen-Anhalt den gesamten Innovationsprozess vor Ort – von der Bedarfsanalyse über die Entwicklung bis hin zur Marktreife. Gemeinsam mit den Netzwerkpartnern werden bedarfsgerechte Pflegeinnovationen erforscht und umgesetzt.
Regionale Innovationsstrukturen
Weiterhin etabliert die TPG verbindende Infrastrukturkomponenten wie regional verankerte Maker und Education Labs sowie ein digitales ForschrittsHub.
Maker Labs
Die Maker Labs binden die Bevölkerung in die Entwicklung der Technologien ein. Hier können Menschen die von den Forschungsprojekten entwickelten Technologien ausprobieren.
Education Labs
Die Education Labs zeigen Pflegefachkräften oder Seniorinnen und Senioren per realitätsnaher Simulation, wie sich die Technologien in die Pflegepraxis oder den häuslichen Alltag integrieren lassen.
Care:ecoHUB
Das FortschrittsHub fokussiert sich auf die gemeinsame Datennutzung der Forschungsprojekte und entwickelt innovative IT-Lösungen wie KI-gestützte Entscheidungshilfen zur Förderung der Teilhabe. Dabei arbeitet es eng mit dem Datenintegrationszentrum der Universitätsmedizin Halle zusammen.
Vorläuferprojekt TDG
Seit 2019 entsteht im mitteldeutschen Revier die „Translationsregion für die digitalisierte Gesundheitsversorgung“ (TDG). Hier baut die Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg noch bis 2025 ein regionales Netzwerk auf, das die strukturellen Voraussetzungen für die Entstehung einer nachhaltigen Innovationskultur in der Pflege- und Gesundheitswirtschaft schafft. In der TDG versammeln sich mehr als 100 Partnerinnen und Partner aus der industriellen und versorgenden Gesundheitswirtschaft, der Informations-und Kommunikationstechnologie (IKT), der Kreativwirtschaft und den Hochschulen des südlichen Sachsen-Anhalts.