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Das Mitteldeutsche Braunkohlerevier

Die Bergleute im Mitteldeutschen Revier blicken auf eine lange und stolze Tradition zurück. Seit über 150 Jahren wird hier Braunkohle, überwiegend im Tagebau, gefördert. Ihr Einsatz und ihre Entbehrungen schufen die Grundlage für den wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands und förderten die Urbanisierung der Region. In unmittelbarer Nähe der Abbaugebiete entstanden wichtige Industriestandorte, wie die chemische Industrie rund um Halle.

Über Generationen hinweg haben die Beschäftigten im Revier die Energieversorgung gesichert. Noch heute werden 38 % des deutschen Strombedarfs durch Braun- und Steinkohle sowie 13 % durch Kernenergie gedeckt.

Das Mitteldeutsche Braunkohlerevier ist eine Region in Deutschland, die stark durch den Abbau von Braunkohle geprägt wurde und teilweise noch immer geprägt wird. Neben vier Landkreisen auf sächsischer Seite umfasst es fünf Gebietskörperschaften in Sachsen-Anhalt: Landkreis Anhalt-Bitterfeld, den Burgenlandkreis, Mansfeld-Südharz, den Saalekreis und die kreisfreie Stadt Halle (Saale). Der Begriff „Revier“ bezeichnet dabei das vorherrschende Rohstoffvorkommen oder den dominierenden Industriezweig in der Region.

Woher kommt die Bezeichnung "Mitteldeutsches Revier"?

In Deutschland bezieht sich der Begriff "Bergbaurevier" auf Gebiete, in denen Braunkohle, Steinkohle, Kalisalz oder Metalle abgebaut werden oder wurden. Aktuell gibt es vier aktive Kohlereviere mit zehn Tagebauen: das Helmstedter, Lausitzer, Rheinische und Mitteldeutsche Revier.

Das Rheinische Revier ist das größte Braunkohlerevier und hat die Region seit dem 19. Jahrhundert geprägt, stark industrialisiert und mit Energie versorgt. Die Lausitz, das zweitgrößte Revier, liegt in Brandenburg und Sachsen und versorgt hauptsächlich regionale Kraftwerke.

Das Helmstedter Revier wurde 2016 mit der Schließung des Tagebaus Schöningen und des Kohlekraftwerks Buschhaus stillgelegt. Der Fokus liegt nun auf dem Strukturwandel, erneuerbaren Energien und der Renaturierung der ehemaligen Abbauflächen.

Die Entstehung des Mitteldeutschen Reviers

Vor etwa 50 Millionen Jahren, im Tertiärzeitalter, entstanden im Raum Leipzig in feuchten, sumpfigen Gebieten Ablagerungen organischen Materials. Diese Schichten wurden im Laufe der Zeit von Sedimenten bedeckt, wodurch Druck und Temperatur auf das Material anstiegen. Zunächst bildete sich Torf, und mit weiterem Druck und Temperaturverlust von Wasser entstand Braunkohle durch den zunehmenden Kohlenstoffgehalt.

Während der industriellen Revolution stieg die Nachfrage nach Steinkohle stark an, doch Braunkohle spielte bis 1919 aufgrund ihres niedrigen Heizwerts und mangelnder Technik eine untergeordnete Rolle. Dies änderte sich nach dem Ersten Weltkrieg, als Deutschland durch Gebietsverluste und hohe Reparationsforderungen verstärkt auf Braunkohle setzte. Das Mitteldeutsche Revier wurde zu einem wichtigen Fördergebiet und lieferte vor dem Zweiten Weltkrieg bereits 40 % der deutschen Braunkohle. Trotz Herausforderungen wie dem hohen Wassergehalt bleibt Braunkohle bis heute ein bedeutender Energieträger in Deutschland.

Die gegenwärtige Entwicklung

In Sachsen-Anhalt befindet sich mit dem Tagebau Profen einer der letzten aktiven Großtagebaue im Mitteldeutschen Revier, wo bis 2035 Braunkohle abgebaut wird. Westlich von Halle produziert ROMONTA Montanwachs, ein wichtiges Produkt für die Kunststoff- und Bauindustrie, das aus der bitumenreichen Braunkohle des Tagebaus Amsdorf gewonnen wird. Hier sollen bis 2030 über fünf Millionen Tonnen Kohle gefördert werden. Allerdings hat die Qualität der Kohle seit 1970 abgenommen, aufgrund des hohen Wasser- und Schwefelgehalts, was die Effizienz und Kosten der Verbrennung beeinflusst.