Durch die neue Struktur wird das derzeit im Aufbau befindliche Chemie-Forschungszentrum künftig rechtlich eigenständig und kann u.a. bereits eigene Arbeitsverhältnisse begründen sowie Verträge zur Absicherung des Geschäftsbetriebs schließen. Gesellschafter werden der Bund sowie die Länder Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Das Kabinett billigte zudem die kostenfreie Nutzungsüberlassung eines knapp drei Hektar großen Grundstücks auf dem Campus der Hochschule Merseburg, auf dem das CTC voraussichtlich bis 2030 ein Forschungsgebäude errichten wird. Dort sollen auf lange Sicht bis zu 300 Forschende aus unterschiedlichen Fachgebieten nach innovativen Lösungen suchen, wie die aktuell auf fossilem Gas und Öl basierende Chemieindustrie durch nachwachsende Rohstoffe und Recycling zur nachhaltigen Kreislaufwirtschaft umgebaut werden kann. Zwei weitere Flächen in unmittelbarer Nähe des Baugrundstücks bieten Platz für mögliche Erweiterungen des CTC sowie Ausgründungen und Ansiedlungen von Startups.
Dazu sagte Willingmann: „Mit dem CTC entsteht derzeit ein neuer Leuchtturm für Spitzenforschung und Technologietransfer in Mitteldeutschland. Das Zentrum wird dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Chemieindustrie auf dem Weg zur Klimaneutralität zu sichern. Mit dem CTC kommen darüber hinaus im Rahmen des Strukturwandels erhebliche Wertschöpfung und zahlreiche hochwertige Arbeitsplätze in die Region. Von Merseburg werden künftig wichtige Impulse für die Transformation der Chemieindustrie in Sachsen-Anhalt wie im gesamten Bundesgebiet ausgehen. Deshalb arbeiten wir mit Hochdruck daran, das CTC schnellstmöglich arbeits- sowie für die Forschung kooperationsfähig zu machen. Der vollständige Neuaufbau eines solchen weithin durch den Bund finanzierten Großforschungszentrums ist absolutes Neuland und beinhaltet daher besondere Herausforderungen. Er ist aber auch eine einzigartige Chance zur Unterstützung der industriellen Transformation, gerade auch für uns in Sachsen-Anhalt.“
Der Aufbau des CTC im Mitteldeutschen Revier wird vom Bund im Rahmen des notwendigen Strukturwandels wegen des Kohleausstiegs bis 2038 mit bis zu 1,1 Milliarden Euro gefördert; davon fließen bis zu 330 Millionen Euro nach Sachsen-Anhalt. Das Chemie-Forschungszentrum wird im nordsächsischen Delitzsch (Hauptsitz) und in Merseburg entstehen. An beiden Standorten sollen bis 2038 insgesamt bis zu 1.000 Forschende arbeiten, davon 300 in Merseburg. Aktuell sind an Übergangsstandorten in Delitzsch und Leuna bereits 52 Menschen für das CTC tätig.
Hintergrund:
Das CTC hatte im September 2022 als eines von zwei ausgewählten Konzepten den auf dem „Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen“ basierenden Ideenwettbewerb „Wissen schafft Perspektiven in der Region!“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zur Errichtung von Großforschungszentren gewonnen. Anfang 2023 nahm das CTC unter Gründungsdirektor Prof. Dr. Peter Seeberger, der derzeit Direktor des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam ist, die Arbeit auf und begann zunächst mit dem Aufbau des Zentrums in Delitzsch. Seit Anfang 2024 befindet sich das wissenschaftliche Team des CTC in zeitweise angemieteten Räumlichkeiten der InfraLeuna GmbH.